
Die Verfügbarkeit und Nutzbarmachung von Daten und die Vernetzung von Anlagen zum Internet of Things revolutionieren alle Wirtschaftsbereiche – auch die Netzbranche.
Für Netzbetreiber spielen Daten schon immer eine bedeutende Rolle, doch das Vorhandensein einer Vielzahl von Daten und fortschrittliche Methoden zu ihrer Aufbereitung und Nutzung eröffnen neue Möglichkeiten, Aufgaben effizienter zu erledigen. So wird die kostengünstige, sichere und schnelle Transformation des Energiesystems vorangebracht – u. a. mithilfe künstlicher Intelligenz. Konkrete Anwendungsfälle sind etwa die Automatisierung der Kundenkommunikation, die Erstellung von Lastprognosen oder die Anomaliedetektion im Stromnetz.
Die Potenziale datenbasierter Anwendungen für Netzbetreiber gilt es nun gezielt zu heben. dena, BDEW und Bitkom bündeln deshalb ihre Expertise: Anfang 2025 haben sie einen Branchenprozess gestartet, der insbesondere Verteilnetznetzbetreiber bei der Nutzung datenbasierter Anwendungen für die Stromnetze zusammenbringen und unterstützen soll.
Erste Projekte zum Erfahrungsaustausch und zur Erprobung von Daten- und KI-Anwendungen gibt es in Deutschland bereits. Ein systematischer, breit angelegter Prozess, der Akteure und Wissen bundesweit miteinander verzahnt, fehlt allerdings noch. Diese Lücke möchte die vorliegende Initiative füllen, um flächendeckenden Mehrwert für alle Beteiligten zu stiften – für ein Stromnetz, das Sicherheit, Schnelligkeit und Digitalisierung wirksam verknüpft.
Nur mit innovativen datenbasierten Anwendungen und KI ist die Transformation sicher und effizient zu bewältigen
Die Anforderungen an Netzbetreiber steigen durch die Transformation des Stromsystems. Nur wenn mithilfe von datenbasierten Anwendungen Prozesse beschleunigt und automatisiert werden, kann die neue Komplexität bewältigt werden. Die folgenden Anwendungsfälle zeigen, wo in Zukunft das Zusammenführen von Daten, innovative Datenanalysen, KI und Automatisierung wichtig werden können:
- Die Netzauslastung muss bis hinunter in die Niederspannung bekannt sein und prognostiziert werden, um die effiziente Einbindung von EE-Anlagen, E-Autos, Batterien und Wärmepumpen und einen sicheren Netzbetrieb zu ermöglichen.
- Die Koordinierung über Netzebenen und Netzbetreiber hinweg und mit weiteren Akteuren wird zunehmend komplex aber entscheidend für einen sicheren Netzbetrieb und die Bereitstellung von Systemdienstleistungen.
- Die Anzahl der Netzanschlussanfragen steigt rasant an: Dies betrifft Erneuerbare Erzeugungsanlagen, Batteriespeicher, Verbraucher wie Ladepunkte für E-Autos, Wärmepumpen, Rechenzentren, Gewerbe und Industrie, aber auch Mobilfunkmasten und Elektrolyseure.
- Eine effiziente und vorausschauende Netzplanung berücksichtigt eine Vielzahl verschiedener Datenquellen und richtet die Planung daran aus. Das steigert die Effizienz und Entscheidungsqualität und ermöglicht so einen bedarfsgerechten und kosteneffizienten Netzausbau.
- Die Erfahrung und Arbeitskraft von Fachkräften muss möglichst effizient eingesetzt werden. Das erfordert die Automatisierung und Vereinfachung von Routinetätigkeiten und ei-ne bessere Planung ihres Einsatzes. Künstliche Intelligenz und Datenanalysen helfen dabei.
Analysieren, Priorisieren, Erproben und Transferieren – der Branchenprozess
Einige Netzbetreiber haben sich bereits auf den Weg gemacht und implementieren innovative Lösungsansätze. Nun geht es darum, das Wissen auch in die Breite zu tragen. Dazu soll der Branchenprozess den Erfahrungsaustausch zwischen Netzbetreibern stärken und den wirksamen Einsatz datenbasierter Anwendungen bei der Bewältigung der Aufgaben von Netzbetreibern fördern. Der Prozess gliedert sich in vier aufeinander aufbauende Phasen:
1. Analysieren: Am Anfang des Prozesses stehen die Analyse und Bewertung konkreter Anwendungsfälle anhand ihres Nutzes – für die Netzbetreiber.
2. Priorisieren: Gemeinsam mit Netzbetreibern entwickeln wir eine praxisnahe Roadmap, die den Weg vom Aufbau einer geeigneten Datenbasis bis zur Implementierung zentraler Anwendungsfälle zeigt.
3. Erproben: Netzbetreiber können gemeinsam mit Start-ups Anwendungsfälle erproben.
4. Transferieren: Die bereits gesammelten Erfahrungen und das Wissen von Netzbetreibern sollen möglichst breit bei anderen Netzbetreibern ankommen, um es in der Fläche nutzbar zu machen, etwa durch Workshops, Webinare, Leitfäden. dena, BDEW und Bitkom koordinieren dabei den Prozess.

Mitmachen, Erfahrungen austauschen und voneinander Lernen
Der Branchenprozess wird nur durch die beteiligten Netzbetreiber, Lösungsanbieter und Start-ups zum Erfolg. Deshalb gibt es im Rahmen des Prozesses umfangreiche Möglichkeiten zur Beteiligung:
- Steuerungsgruppe: Eine Steuerungsgruppe aus rund zehn Verteilnetzbetreibern begleitet den Prozess von Beginn an und berät z. B. bei der Bewertung der Anwendungsfälle, bei der Priorisierung der Maßnahmen, der Entwicklung eines Zielbildes und einer Roadmap und der Entwicklung von Transfer-Maßnahmen. Lösungsanbieter werden gezielt in die Arbeit der Steuerungsgruppe einbezogen.
- Erprobung: Netzbetreiber und Start-ups erproben gemeinsam Anwendungsfälle und sammeln so Erfahrungen und Wissen, das aufbereitet und geteilt wird.
- Events: Auf Branchenveranstaltungen werden Ergebnisse und Best-Practice-Beispiele präsentiert.
- Fachliche Austauschformate: Bei themenspezifischen Workshops, Schulungen und Austauschen bringen wir Netzbetreiber zusammen, um voneinander zu lernen und den Einsatz datenbasierter Anwendungen voranzubringen.
Bei Rückfragen oder Interesse an einer Beteiligung am Prozess wenden Sie sich gerne an:
dena: Alexander Müller, Teamleiter Stromnetze,
BDEW: Maximilian Grey, Fachgebietsleiter Stromnetze,
Bitkom: Emilie Hansmeyer, Referentin Energy und Smart Grids,
Hier geht es zum Vorgängerprojekt Data4Grid